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Murtenschiessen

Das Murtenschiessen findet jeweils im Juni auf einer Distanz von 180 bis 200 m statt. Deshalb werden die Gewehre eingeschossen. Das geschah dieses Jahr am Samstag vor dem Schiessen auf dem Gelände des Schiessstandes Bärenried in Münchenbuchsee. „Im Gelände“ hiess „am Rande eines Kartoffelackers“. Die angehenden Murtenschützen hatten dort die Wahl, entweder auf einem seitwärts 60 Grad geneigten Bord oder am Rande des Kartoffelackers inmitten der Blätter zu schiessen, wobei diese dazu neigten, nach einem Schuss des Nachbarn das Ziel zu verdecken. Was soll’s – Spass gemacht hat’s trotzdem und getroffen haben auch alle. Eine gute Vorbereitung auf das, was kommen sollte. Man will ja schliesslich nicht nur schiessen, sondern auch treffen!

Die wenigen Benützer des öffentlichen Verkehrs erlebten am Sonntag um 07 Uhr auf dem Bahnhof Bern eine herbe Überraschung: Der Zug 07.08 nach Murten fiel aus. Im Gegensatz zu den Autofahrern verpassten wir Zugsbenutzer den offiziellen Festumzug durch die Altstadt von Murten. Mit einer Stunde Verspätung, aber in bester Laune, trafen wir in Murten ein. Wir begaben uns deshalb direkt -das Gewehr geschultert- auf das ca. 1 km entfernte, auf dem historischen Hügel „Bodemünzi“ gelegene Festgelände. An dieser geschichtsträchtigen Stelle hatte im Jahre 1476 Karl der Kühne sein Lager aufgeschlagen. Sein Ziel war die Besetzung der Städte Bern und Freiburg, die Grossmachtsgelüste verspürend, die von ihm beherrschte Waadt und das Unterwallis sowie Murten besetzt hatten. Damit ihm die 2000 Mann zählende Besatzung von Murten nicht in den Rücken fallen konnte, belagerte er die Stadt. Dessen Einwohner taten gut daran, sich nicht zu ergeben. In Grandson hatte Karl der Kühne der Besatzung freies Geleit zugesichert, sie dann aber doch alle hingerichtet. Für den Eroberungsfeldzug war er bestens gerüstet, besass er doch ein modernes, 22’500 Mann zählendes Heer mit über hundert Kanonen, 500 meist englischer Bogenschützen, Musketiere und Kavallerie. Das Heer der Eidgenossen umfasste in etwa gleich viele Kämpfer, war aber weitaus schlechter ausgerüstet. Den Eidgenossen hatten sich auch Kontingente der Städte Strassburg, Colmar und Rottweil angeschlossen. Seine (vor allem lothringische) Reiterei war viel kleiner als die des Gegners. Die in Grandson erbeuteten 400 Kanonen waren in der Stadt Murten untergebracht. Sie standen deshalb den Eidgenossen nicht zur Verfügung. Die von der Tagsatzung erlassenen Kriegsordnung untersagte es, Gefangene zu machen. Es wurde deshalb ein Kampf ohne Pardon. Da es bis kurz vor der Schlacht geregnet hatte, rechnete Karl der Kühne nicht mit einem Angriff.  Deshalb waren nur 6000 seiner Söldner kampfbereit. Karl der Kühne wusste nicht, dass die Eidgenossen wegen ihrer mangelhaften Versorgung mit Lebensmitteln gezwungen waren, loszuschlagen, sobald der Regen aufgehört hatte. So geschah es denn auch. Der Vorhut der Eidgenossen gelang durch eine Umgehung die Eroberung des burgundischen Artilleriestützpunktes „Grünhaag“. Die englischen bzw. burgundischen Bogenschützen auf der „Bodemünzi“ wurden von der (vor allem lothringischen) Reiterei der Eidgenossen überrumpelt. Es setzte die bekannte wilde Flucht des Burgunderheeres ein. Soweit der historische Hintergrund des Murtenschiessens.

Wir Nachzügler kamen gerade rechtzeitig zu den Festansprachen. Das Lager des SSS war schon eingerichtet. Nach dem Feldgottesdienst erfolgte der Auftakt zum Schiessen. Die 12 Schuss Munition wurde gefasst und abgespitzt. Das Programm war klar: 12 Schuss in 4 Minuten. Kein Probeschuss – kein Zeigen. Es zählte nur das Gruppenresultat. 10 Schützen schiessen auf 5 Scheiben. Nach einer kurzen Akklimatisation wurde gegen 10 Uhr eilends die zweite Gruppe mit Schlachtenbummlern aufgefüllt.  Grund dafür war, dass einige AHAH sich zwar angemeldet, dann aber den Termin verpasst hatten. Trotz allem Bemühen des Aktivschützenmeisters umfasste die 2. Gruppe nur 9 statt 10 Schützen. Wenn möglich wurden die Schützen so eingeteilt, dass ein Karabiner- neben einem Sturmgewehr 90-Schütze lag. Dies um zu verhindern, dass einem Nachbarn, die guten Schüsse wegdividiert werden konnten, wenn sie auf dieselbe Scheibe schossen. Das Scheibenbild wird traditionsgemäss erst vor Ort bekannt gegeben, was eine besondere Herausforderung darstellte. Die Scheiben mit 3er Wertung sind jeweils einem Stein in der Stadtmauer von Murten nachgebildet. Dieses Mal lautete die Devise: Lieber etwas zu tief als zu hoch schiessen. Und dann war es an der Zeit, die Waffe zur Hand zu nehmen und sich am Sammelpunkt einzufinden, wo die Waffenkontrolle stattfand. Anschliessend ging es im Gänsemarsch durch den Wald bergauf zum Schiessgelände, wo die Schützen in einer langen Reihe in Stellung gingen. Geschossen wird bergab. Auf Kommando legte man sich hin, richtete sich ein und schon ging’s los. „12 Schuss, Feuer frei“ hiess es und die lange Feuerlinie begann zu schiessen. Natürlich gut gezielt. Nach 240 Sekunden war der Zauber vorbei und das Fest begann. Bei Nidlechueche und einem kühlen Bier sassen wir inmitten der Schar der Schützen, mit Blick auf die historische Stadt Murten. Eindrücklich, so ein Schiessen auf freiem Feld. Besonders, wenn das Wetter stimmt. Das Resultat für den SSS: 2 und 5. Platz bei den 7 Gästesektionen, wobei die 2. Gruppe mit nur 9 statt 10 Schützen schoss. Das Resultat des 2. Platzes hätte bei den Stammsektionen immerhin zum 85. (von insgesamt 135) Platz gereicht! Gratulation für die Gruppe „§ 11“. Andreas Gerber v/o Pharao



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